Bindungsangst – was kann helfen?

Bindungsangst, was ist das eigentlich?

Bindungsängste sind emotionale Barrieren, die es Menschen schwer machen, sich in Beziehungen auf eine tiefe und vertrauensvolle Weise zu engagieren. Aktive Bindungsangst äußert sich durch bewusstes Vermeidungsverhalten, während passive Bindungsangst die Angst vor Verlust die Beziehung dominiert.

Wie machen sich Bindungsängste bemerkbar?

Die Wurzeln der Bindungsangst liegen oft in der Furcht vor dem Scheitern der Beziehung und den möglichen Verletzungen, die daraus resultieren könnten. Diese Ängste führen dazu, dass Betroffene auf Distanz bleiben möchten. Für sie stellt eine Beziehung eine Bedrohung dar, und sie verspüren Ängste in Bezug auf:

  • die Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten,
  • das mögliche Klammerverhalten des Partners,
  • das Gefühl des Versagens.

All dies führt zu einem impulsiven Wunsch, vor diesen möglichen Herausforderungen zu fliehen. Oftmals fehlt es ihnen an einem grundlegenden Vertrauen, was auf unsichere Bindungserfahrungen in der Vergangenheit zurückgeführt werden kann.

Es gibt zwei Hauptvarianten dieser Angst: die aktive und die passive Bindungsangst. Beide Arten haben unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten und die Beziehungsdynamik der Betroffenen. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Merkmale und Charakteristiken von aktiver und passiver Bindungsangst, um ein besseres Verständnis für diese komplexen psychologischen Muster zu erhalten.

Aktive Bindungsangst:

Aktive Bindungsangst manifestiert sich in abweisendem Verhalten

Aktive Bindungsvermeider sind Menschen, die sich bewusst von emotionaler Nähe und Intimität in Beziehungen zurückziehen. Sie haben oft Strategien entwickelt, um Distanz zu wahren und sich vor zu enger Verbindung zu schützen. Hier sind einige charakteristische Merkmale der aktiven Bindungsvermeidung:

1. Strategische Distanz: Aktive Bindungsvermeider können in langanhaltenden Beziehungen verbleiben, wenn sie genügend Strategien entwickelt haben, um Distanz zu wahren. Sie könnten beispielsweise viel Zeit in Arbeit investieren oder intensiven Hobbys nachgehen, um sich vor emotionaler Nähe zu schützen.

2. Flucht in Arbeit oder Hobbys: Ein verbreitetes Muster der aktiven Bindungsvermeidung ist die Flucht in Arbeit oder Hobbys, um vor dem Partner und emotionaler Nähe zu fliehen. Dies kann dazu führen, dass Betroffene übermäßig lange Arbeitszeiten haben oder sich in Hobbys vertiefen, die viel Zeit in Anspruch nehmen.

3. Sexuelle Zurückhaltung: Aktive Bindungsvermeider könnten sich sexuell zurückhalten, wenn die Aussicht auf körperliche Nähe besteht. Diese Zurückhaltung kann ein Mittel sein, um emotionale Nähe zu vermeiden und die Beziehung auf einer gewissen Distanz zu halten.

4. Freiheitsdrang: Personen mit aktiver Bindungsvermeidung empfinden starken Freiheitsdrang und fühlen sich in engen, intimen Beziehungen schnell eingeengt. Sie bevorzugen oft Beziehungsmodelle wie Fernbeziehungen, offene Beziehungen oder Affären, die ihnen mehr Raum für Unabhängigkeit lassen.

 

Passive Bindungsangst

Passive Bindungsangst führt oft zum Klammern und Verlustangst.

Passive Bindungsangst zeigt sich in verschiedenen Verhaltensweisen, die auf tief verwurzelte Ängste und Unsicherheiten in Bezug auf emotionale Nähe und Abhängigkeit hinweisen. Diese Form der Bindungsangst äußert sich durch ein starkes Bedürfnis, den Partner an sich zu binden, und kann zu einem Klammerverhalten führen.

  1. Emotionale Abhängigkeit: Personen mit passiver Bindungsangst könnten sich schwer vorstellen, ohne ihren Partner zu sein. Sie entwickeln eine gewisse emotionale Abhängigkeit von ihrem Partner, bei dem sie Sicherheit und Stabilität suchen.

  2. Anhaftendes Verhalten: Menschen mit passiver Bindungsangst könnten trotz abweisenden Verhaltens ihres Partners hartnäckig um seine Liebe und Aufmerksamkeit kämpfen. Sie könnten versuchen, die Beziehung aufrechtzuerhalten, selbst wenn ihr Partner Distanz zeigt.

  3. Ungeachtet der Abweisung: Ungeachtet der Abweisung durch den Partner könnten Menschen mit passiver Bindungsangst immer noch hartnäckig um seine Zuneigung kämpfen. Dieses Verhalten kann auf ihre tiefe Angst vor Verlust und Zurückweisung zurückzuführen sein.

Diese Verhaltensweisen können auf die Angst vor dem Verlust des Partners oder auf vergangene Bindungserfahrungen zurückzuführen sein, die Unsicherheiten in Bezug auf Nähe hervorgerufen haben. Menschen mit passiver Bindungsangst benötigen oft Unterstützung, um ihre Bedenken zu erkennen, zu verstehen und daran zu arbeiten, eine gesündere Beziehung zu sich selbst und ihren Partnern aufzubauen.

Woher kommt die Bindungsangst?

Bindungsängste können aus verschiedenen Quellen entstehen, darunter unsichere Bindungserfahrungen in der Kindheit, frühe Trennungen von Bezugspersonen oder traumatische Erfahrungen in vergangenen Beziehungen. Diese Erfahrungen können zu einem grundlegenden Gefühl der Unsicherheit und Angst in Bezug auf Nähe und Verbindung führen.

1. Frühe Kindheitserfahrungen: Frühe Erfahrungen in der Kindheit, insbesondere in der Beziehung zu den Eltern oder Betreuungspersonen, können einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung von Bindungsangst haben. Wenn ein Kind keine sichere Bindung zu seinen Eltern aufbauen konnte, sei es aufgrund von Vernachlässigung, Trennung, Unsicherheit oder mangelnder emotionaler Verfügbarkeit der Eltern, kann dies zu Unsicherheit in Bezug auf enge Beziehungen im Erwachsenenalter führen.

2. Trennung oder Verlust: Das Erleben von schmerzhaften Trennungen, Verlusten oder Enttäuschungen in früheren Beziehungen kann dazu führen, dass Menschen Angst vor erneutem Schmerz oder Verletzung haben. Dies kann dazu führen, dass sie sich vor tiefen emotionalen Bindungen scheuen.

3. Negative Beziehungserfahrungen: Menschen, die in der Vergangenheit wiederholt negative oder ungesunde Beziehungsmuster erlebt haben, könnten Bindungsangst entwickeln, um sich vor ähnlichen Situationen zu schützen.

4. Geringes Selbstwertgefühl: Ein geringes Selbstwertgefühl oder ein Mangel an Selbstvertrauen kann dazu führen, dass jemand glaubt, keine gesunde Beziehung verdienen zu können. Dies kann zu Angst vor Nähe und Intimität führen.

5. Ängste und Unsicherheiten: Allgemeine Ängste und Unsicherheiten, sei es im Leben insgesamt oder aufgrund anderer psychischer Gesundheitsprobleme, können sich auf die Fähigkeit auswirken, sich auf enge Beziehungen einzulassen.

6. Schutzmechanismen: Manche Menschen entwickeln Bindungsangst als einen Schutzmechanismus, um sich vor Verletzungen, Ablehnung oder Abhängigkeit zu bewahren. Sie halten sich emotional auf Distanz, um sich selbst zu schützen.

7. Soziale Prägung: Gesellschaftliche oder kulturelle Faktoren können ebenfalls zur Entwicklung von Bindungsangst beitragen, indem sie bestimmte Vorstellungen von Unabhängigkeit oder emotionalem Zurückhaltung fördern.

Es ist wichtig zu beachten, dass Bindungsangst eine komplexe Angelegenheit ist und von Fall zu Fall unterschiedlich sein kann.

Bindungsangst: Wie sollte man sich als Partner verhalten?

Wenn Sie einen Partner haben, der unter Bindungsängsten leidet, ist es wichtig, geduldig und einfühlsam zu sein. Bei aktiver Bindungsangst geben Sie Ihrem Partner Raum, sich langsam zu öffnen, und üben Sie keinen Druck aus. Bei passiver Bindungsangst ermutigen Sie zur offenen Kommunikation, aber respektieren Sie auch Phasen des Rückzugs. Zeigen Sie Geduld, aber setzen Sie auch klare Grenzen für gesunde Kommunikation.

1. Verständnis zeigen: Zeigen Sie Verständnis für die Ängste und Unsicherheiten Ihrer Partnerin. Versuchen Sie, ihre Perspektive zu verstehen und die möglichen Gründe für ihre Bindungsangst zu erkennen.

2. Geduldig sein: Bindungsangst ist ein komplexes Thema, das Zeit und Geduld erfordert. Seien Sie geduldig und erkennen Sie an, dass Veränderungen nicht über Nacht passieren werden.

3. Kommunikation fördern: Offene Kommunikation ist entscheidend. Ermutigen Sie Ihre Partnerin, über ihre Ängste und Bedenken zu sprechen. Teilen Sie auch Ihre eigenen Gefühle und Erwartungen mit.

4. Keinen Druck ausüben: Vermeiden Sie es, Druck auf Ihre Partnerin auszuüben, sich in eine tiefere Bindung zu stürzen. Geben Sie ihr den Raum, den sie braucht, um sich wohl zu fühlen.

5. Respektieren Sie ihre Grenzen: Respektieren Sie die Grenzen Ihrer Partnerin. Wenn sie Distanz wahren möchte, respektieren Sie das, betonen Sie aber gleichzeitig, dass Sie da sind, wenn sie Unterstützung oder Nähe sucht.

6. Zeigen Sie Konsistenz: Konsistenz in Ihrem Verhalten kann helfen, das Vertrauen Ihrer Partnerin aufzubauen. Zeigen Sie, dass Sie zuverlässig sind und Ihre Versprechen halten.

7. Selbstpflege betonen: Ermutigen Sie Ihre Partnerin zur Selbstpflege und dazu, an ihren eigenen Ängsten zu arbeiten. Bindungsangst kann auch in der Therapie angegangen werden.

8. Grenzen setzen: Während Verständnis wichtig ist, ist es auch notwendig, Ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu respektieren. Finden Sie eine Balance zwischen Unterstützung und Selbstachtung.

9. Eigene Emotionen teilen: Teilen Sie Ihre eigenen Emotionen und Bedenken offen, aber achten Sie darauf, dies nicht auf eine konfrontative Weise zu tun.

10. Professionelle Hilfe anbieten: Bieten Sie an, gemeinsam professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Eine Therapie kann beiden helfen, die Beziehungsdynamik besser zu verstehen und daran zu arbeiten.

Fazit: Bindungsängste können tiefgreifende Auswirkungen auf Beziehungen haben, aber sie sind nicht unüberwindbar. Indem Betroffene sich ihrer Ängste bewusst werden und Partner einfühlsam reagieren, kann gemeinsam daran gearbeitet werden, diese Herausforderungen zu bewältigen. Professionelle Unterstützung kann ebenfalls eine wertvolle Ressource sein, um tieferliegende Ursachen zu verstehen und konstruktive Wege zur Überwindung von Bindungsängsten zu finden. Die Reise mag anspruchsvoll sein, aber sie ist lohnenswert für das Erreichen von gesunden und erfüllenden Beziehungen.

Ein persönliches Gespräch kann Ihnen helfen, ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme: Kontakt

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